Bezirksschornsteinfeger Martin Marzalla reinigt im Rahmen seiner freien Tätigkeit seit 2014 regelmäßig Lüftungsanlagen. Die Bedeutung des Themas wurde ihm bei einem Besuch im Betrieb seines Kollegen Peter Sotare in Stockholm klar. Dort machte sein damaliger Auszubildender 2012 ein Praktikum während seiner Ausbildung zum Europaassistenten im Handwerk. In Skandinavien gehöre die Reinigung von Lüftungsanlagen für Schornsteinsteinfeger längst zum Berufsalltag, so Marzalla. Der Betrieb Sotare mit seinen 16 Gesellen sei zu etwa 80 % mit Lüftung ausgelastet.
Das notwendige Fachwissen erlangte Martin Marzalla im Kompetenzzentrum für Lüftung & Hygiene in Dülmen, wo er nach entsprechender Prüfung die Zulassung nach VDI 6022 erhielt. Ferner belegte er entsprechende Praxisseminare bei der Wöhler Technik GmbH. Größtenteils brachte er als Schornsteinfeger die erforderlichen Kompetenzen aber schon mit: „Einen Luftschacht fege ich ähnlich wie einen Schornstein. Schornsteinfeger kennen doch die Schächte im Haus genau.“ Vieles schlägt er auch im ZIV-Arbeitsblatt 301 nach, nach dem er bei seinen Einsätzen vorgeht . Hier sind die rechtlichen Grundlagen, unterschiedliche Arten von Lüftungsanlagen sowie die korrekte Vorgehensweise genau erklärt.
Seine Investitionen für den Bereich „Lüftungsreinigung“ waren überschaubar, da die meisten zur Reinigung benötigten Werkzeuge in einem Schornsteinfegerbetrieb vorhanden sind: Für die Inspektion der Luftleitungen braucht er eine Videoinspektionskamera . Die kann der Schornsteinfeger ebenso für die Inspektion von Abgasanlagen nutzen, so dass bei ihm schon eine vorhanden war. Mit einem Volumenstrommessgerät prüft er vor und nach seinem Einsatz die Funktionsfähigkeit der Lüftungsanlage. Die Reinigung der Luftleitungen führt er mit einer rotierenden Welle durch. Das funktioniere deutlich besser, als den Dreck nur zu schieben. Dazu sind geeignete Bürsten und Reinigungsaufsätze speziell für Luftleitungen erhältlich. Außerdem gehören ein Staubsauger oder eine Staubfalle zur Lüftungsausstattung.
In den vergangenen Jahren konnte Martin Marzalla bereits reichlich Erfahrung in der Lüftungsreinigung sammeln, durchaus auch bei großen Aufträgen. „Eine gute Webseite ist wichtig für die Akquise. Und wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass man gute Arbeit leistet, wird man auch weiterempfohlen.“ So konnte er sich bereits gegen größere Betriebe durchsetzen, obgleich er nicht der günstigste Anbieter war. Im Auftrag einer Wohnungsbaugesellschaft reinigte er damals die Luftleitungen von 88 Wohneinheiten mit innenliegenden Bädern. Vor allem im städtischen Bereich sieht er hier einen großen Bedarf. Ein Angebot für ein Privathaus zu erstellen sei mit deutlich weniger Aufwand verbunden. Allerdings fehle hier oft das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Reinigung. „Die Leute meinen oft, das sei nicht nötig, bei ihnen sei doch alles sauber. Das ist aber falsch, denn überall, wo Luft in Bewegung ist, wird auch Staub transportiert. Diesen Effekt verringert der Filter, aber er verhindert ihn keinesfalls. Der Schornsteinfeger sollte hier Überzeugungsarbeit leisten. Jeder hat doch Häuser mit Lüftungsanlagen in seinem Bezirk, bei denen eine regelmäßige Inspektion und Reinigung durchgeführt werden müsste. Er kennt die Objekte, und die Hausbesitzer haben Vertrauen zu ihm“, findet Martin Marzalla.
In seinem Kehrbezirk wurde in den Jahren 1997 bis 99 eine Siedlung mit circa hundert Niedrigenergiehäuser errichtet, die mit Fernwärme beheizt werden. Alle Häuser verfügen über eine Lüftungsanlage mit Kreuzstromwärmetauscher, über die die erwärmte Luft in die Räume geleitet wird. Inzwischen reinigt er etliche dieser Anlagen regelmäßig und es werden stetig mehr, denn das positive Resultat spricht sich herum.
Vorgehensweise
Vor der Reinigung empfiehlt es sich, den Volumenstrom an den Lufteinlässen zu messen, um so später den Reinigungserfolg überprüfen zu können. Üblicherweise wird dazu im Wohngebäudebereich eine Trichtermessung durchgeführt. Dabei setzt der Schornsteinfeger einen Messtrichter dicht auf den Luftdurchlass, so dass der gesamte Volumenstrom durch die Trichterhaube fließt. An der Stelle des kleinsten Querschnitts ist im Trichter in der Regel das Messelement platziert. Je nach Gerät kann dies beispielsweise ein vollflächiger Hitzdraht oder ein Flügelrad sein.
Im Anschluss an die Messung müssen zunächst Ventile und Gitter abgenommen und gründlich mit Pinsel und Staubsauger gereinigt werden. Sind Einzelraumventilatoren vorhanden, müssen diese von einer Elektrofachkraft demontiert und nach der Reinigung wieder eingebaut werden. (Die entsprechende Befähigung können Schornsteinfeger in einem Kurzlehrgang erlangen.) Davor installierte Filter sind regelmäßig zu wechseln.
Vor der Reinigung inspiziert der Schornsteinfeger zunächst grundsätzlich die Luftleitungen mit einer Videoinspektionskamera. Bei ihm unbekannten Anlagen sollte das schon vor der Angebotserstellung erfolgen. Nur durch eine genaue optische Inspektion lassen sich alle Abzweigungen, Bögen, Zwischendecken etc. erkennen. Die Bilder zeigen auch Besonderheiten, wie hereinragende Schrauben, und liefern Informationen, die für die Auswahl der Reinigungsvorsätze von Bedeutung sind. Auch können mithilfe der Kamera Schäden dokumentiert werden, die schon vor der Reinigung vorhanden sind. Auf diese Weise kann der ausführende Betrieb die Haftung dafür zweifelsfrei ausschließen. Ergeben sich sogar Brandschutzbedenken aus der Inspektion, so sind diese unbedingt zu dokumentieren und der zuständigen Ordnungsbehörde zu melden.
Bei der Reinigung empfiehlt es sich abschnittsweise vorzugehen. Martin Marzalla wird dabei grundsätzlich von seinem Gesellen unterstützt. In der Regel schiebt einer die Biegewelle mit dem Bürstenvorsatz in das Rohr und hält zusätzlich die Staubsaugerdüse, um Schmutz und Staub gleichzeitig abzusaugen. Währenddessen betätigt der andere den Staubsauger sowie den Akkuschrauber, mit der die Welle zum Rotieren gebracht wird. Bei Leitungen in kleineren Gebäuden kann nämlich durch eine Öffnung gleichzeitig gereinigt und gesaugt werden. Dies ist bei den Niedrigenergiehäusern der Fall, deren Anlagen Martin Marzalla in seinem Bezirk wartet. Bei größeren Anlagen sollte die Reinigung von der Reinigungsöffnung in Richtung des Staubsaugers erfolgen. Falls nicht genügend Reinigungsöffnungen vorhanden sind, sind für eine einfache und sichere Wartung der Luftleitungen neue Reinigungsöffnungen anzubringen.
Sind alle Leitungen und Durchlässe geprüft und gereinigt, ist das zentrale Lüftungsgerät an der Reihe. Kreuzstromwärmetauscher und Ventilatoren werden gründlich abgesaugt, bzw. mit dem Pinsel gereinigt. Anschließend werden Filter gewechselt und die vom Lüftungsgerät ausgehenden Luftleitungen mit der Biegewelle gereinigt.
Überzeugte Kunden
Zum Abschluss der Arbeiten führen die beiden Schornsteinfeger erneut eine Videoinspektion in einem Teil der Luftleitungen sowie eine Messung des Volumenstroms zur Auswertung durch. Damit können Sie den Reinigungserfolg eingehend dokumentieren. In der Regel sind die Vorher-/Nachherbilder so eindeutig, dass auch kritische Kunden von der Notwendigkeit der Reinigung überzeugt sind. Die Reinigung rechnet sich nicht nur für den Schornsteinfegerbetrieb, sondern durchaus auch für den Kunden. Zu- und Abluftströme sind nämlich für den freien Querschnitt der Luftleitungen geplant. Ist der aufgrund von Verschmutzungen verringert, verschlechtert sich die Raumluftqualität zwangsläufig. Oft genug drehen dann die Bewohner den Ventilator höher, was sich negativ auf die Energieeffizienz auswirkt. Die Lüftungsanlage ist in einem solchen Fall nicht mehr ausbalanciert, worunter die Behaglichkeit in den Räumen leiden kann. Ohne Wartung kann die Anlage also langfristig nicht optimal arbeiten.