Aus diesem Grund führt er seit über zehn Jahren Videoinspektionen durch, aktuell mit der Wöhler VIS 400 Kabelkamera. Gerade auch, wenn alte Schornsteine wieder in Betrieb genommen werden sollen, hat Ralf Bornscheuer bei der Videoinspektion schon so manches gesehen. So ist er auf einiges vorbereitet, als er im Oktober den großen Dachboden eines Mehrfamilienhauses betritt, das 1960 erbaut wurde. In einer der acht Wohnungen soll ein neuer Kaminofen installiert werden. Er hat nun zu prüfen, ob es möglich ist, den Ofen an einen stillgelegten Schornstein anzuschließen. Von der Videoinspektion verspricht er sich Aufschluss den baulichen Zustand des Schornsteins und über mögliche Verstopfungen.
In solchen Fällen hat er schon häufiger erlebt, dass alte Anschlussöffnungen nicht fachgerecht verschlossen, sondern nur notdürftig verklebt wurden. „Alte, undichte Rußabsperrer, die einfach mit Gipsputz überstrichen wurden, zum Beispiel.“ Was diese schnelle Lösung so gefährlich macht: Die Öffnungen sind nicht leicht zu erkennen. Während seiner Ausbildung, als noch mit Taschenlampe inspiziert wurde, hätte er die leicht übersehen können. Das passiert ihm heute garantiert nicht mehr. Die Kamerabilder sind so hoch aufgelöst, dass Auffälligkeiten schnell zu erkennen sind. Vor allem, wenn er die Zusatzbeleuchtung nutzt, sieht er selbst in den alten verrußten Bochumer Schornsteinen jedes Detail. Die dreh- und schwenkbare Optik kann er über die Tastatur am Monitor steuern, so dass er in jeden Winkel sehen kann. Die professionelle Vorgehensweise beeindrucke auch den Kunden, meint der Schornsteinfegermeister. Der sei viel eher bereit, seine Leistungen zu zahlen und die Mängel beseitigen zu lassen, wenn ein Schaden nicht nur beschrieben, sondern nachgewiesen und dokumentiert wird. Muss der Kunde drei Rußabsperrer auswechseln, druckt der Schornsteinfegermeister ihm drei Mängelfotos aus, die er auf seiner Wöhler VIS 400 gespeichert hat. „Diese Fotos dienen dann zum besseren Verständnis“, so Ralf Bornscheuer.
Deutlich einfacher stellt sich der aktuelle Fall in dem Mehrfamilienhaus dar: Bereits nach wenigen Sekunden ist alles klar: Die Freigabe zum Anschluss eines Kaminofens kann für diesen Schornstein nicht erteilt werden. Der Schornstein ist zwar prinzipiell geeignet, aber es wurden Elektrokabel hindurch geführt. Schnell macht Ralf Bornscheuer für seinen Auftraggeber noch ein Video mit der Inspektionskamera. Er spricht einen Kommentar dazu, so dass der Handwerker für die Behebung des Mangels hilfreiche Hinweise erhält. Nach einer knappen Viertelstunde geht es für Ralf Bornscheuer bereits zum nächsten Termin.
Der sieht für den Laien deutlich spektakulärer aus - es geht auf das Satteldach eines Zehn-Familienhauses - für den Schornsteinfeger in dem Bochumer Stadtbezirk ist es natürlich Routine. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb achtet er verstärkt auf Sicherheit, denn er hat in seinem Berufsleben schon von so manchem Betriebsunfall gehört. Das Begehen des Daches über Trittflächen oder eine Dachleiter gehört für ihn ebenso dazu wie der sichere Transport seines Werkzeugs einschließlich Inspektionskamera im Rucksack; denn nur so bleiben die Hände frei zum Arbeiten und Halten. In einem der Mehrfamilienhäuser des Wohnblocks ist eine Heizung auf Störung gegangen, als sie einen Tag zuvor, am ersten kühlen Herbsttag, wieder in Betrieb genommen wurde. Da der Schornstein nicht über eine Revisionsöffnung zugänglich ist, bleibt nur die Inspektion vom Dach aus. Wie in den klassisch geschnittenen Wohnungen üblich, liegt der Schornstein zwischen Küche und Bad und wurde dann bis an den höchsten möglichen Punkt gezogen. Das kommt in dem alten Bochumer Baubestand durchaus häufig vor. Auch deshalb ist für Ralf Bornscheuer die Videoinspektion bei Problemen selbstverständlich. Die Inspektion vom Dach aus bedeutet für Ralf Bornscheuer keinen großen Aufwand. Er hält das Kamerakabel wie eine Kehrleine und lässt den Kamerakopf durch den Schornstein herunter. Schnell ist die Ursache gefunden, ein altes Dohlennest. Der Klassiker eben: In den Schrägen der gezogenen Schornsteine können die Dohlen leicht ihr Nest bauen. Hier geht es jetzt mit Sicherheit nicht so flott weiter wie beim ersten Termin an diesem Tag, denn der Schornsteinfeger ist wenig optimistisch, dass sich das Dohlennest so schnell beseitigen lässt, wie es gefunden wurde.
Ortstermin in Hagen
40 km weiter südöstlich ist Katja Crone in ihrem Kehrbezirk in Hagen unterwegs, um die Abgasleitung eines dreigeschossigen Hauses zu inspizieren. Die junge Schornsteinfegermeisterin hat dort seit 2013 ihren Kehrbezirk. Der Wohnraumbestand, den sie zusammen mit ihrem Gesellen betreut, ist im Schnitt in Hagen deutlich jünger als derjenige ihres Bochumer Kollegen. So hat sie viele Brennwertleitungen zu inspizieren, die über eine Revisionsöffnung vom Keller aus zugänglich sind. Auch aus diesem Grund hat sie sich vor zwei Jahren für die Wöhler VIS 350 Videoinspektionskamera entschieden, einer All-Round-Kamera, bei der alle Komponenten auch während der Inspektion mit dem Transportkoffer verbunden bleiben. Ihr ist wichtig, dass sie die Kamera unkompliziert transportieren und vor allem schnell in Betrieb nehmen kann. Vor der Inspektion muss Sie nur den Koffer öffnen und die Kamerastange herausziehen. Den Kamerakauf bezeichnet sie heute als „gut investiertes Geld“, weil sie selbst, aber auch der Betreiber der Feuerstätte, Schäden deutlich erkennen kann. Sie zeichnet Mängel grundsätzlich mit der Kamera auf. Dabei geht es ihr darum, „den Kunden mitzunehmen“, aber auch für sich selbst Rechtssicherheit zu schaffen. Was sie bei der Begutachtung festgestellt hat, kann sie so auch im Nachhinein mit Fotos und Videos dokumentieren.
Die Kamera nutzt sie selbstverständlich im Rahmen der Feuerstättenschau und bei Abnahmen von neu installierten Feuerstätten. Bei systemzertifizierten, also vom Hersteller überprüften Anlagen reicht eigentlich eine Datenaufnahme für die Abnahme aus. Katja Crone hat aber die Erfahrung gemacht, dass es häufig die Mühe wert ist, trotzdem „kurz mit der Kamera durch die Abgasleitung zu gehen“. Das ist schnell gemacht und kann sich für den Kunden wirklich lohnen. Manchmal bittet der Betreiber der Anlage sie auch direkt darum. In diesem Fall kann sie die Kameranutzung natürlich nach Aufwand in Rechnung stellen. Bei so einem Auftrag hat sie bereits erlebt, dass Teilstücke der Abgasleitung nicht ordnungsgemäß ineinandergesteckt waren. Das konnte sie dem Kunden schon während der Videoinspektion auf dem Display zeigen, so dass der schnell erkannte, dass Handlungsbedarf gegeben war.
Katja Crone berichtet, dass der Kamerakopf sich in der Abgasleitung in der Regel vier bis fünf Etagen hoch schieben lässt, wenn die Bögen nicht zu eng sind. Ein bis zwei 87° Bögen stellen aber kein Problem dar. Beim Schieben der Kamerastange durch das Abgasrohr muss die Kamerastange eben ausreichend fest sein, um den Kamerakopf bis zur Schornsteinöffnung hochzuschieben, gleichzeitig flexibel genug, um enge Bögen zu durchfahren. Die Flexibilität ihrer Kamerastange hat sich in der Praxis bewährt, findet sie.
Experten im Bereich der Gebäudetechnik
Im Ruhrgebiet hat es der Schornsteinfeger häufig mit altem Gebäudebestand zu tun. Nicht nur deshalb ist sowohl für den erfahrenen Meister aus Bochum als auch für seine junge Kollegin aus Hagen die Videoinspektion ein absolutes „Muss“. Mängel, die sie bei ihren Prüfungen festhalten, kann der Kunde nachvollziehen, weil der Schaden ihm gezeigt und für die Schadensbehebung dokumentiert wird. „Heute kommt es mehr denn je darauf an, den Kunden davon zu überzeugen, dass der Schornsteinfeger ihm weiterhilft; und das nicht erst, seit der Hausbesitzer selbst aussuchen kann, welcher Schornsteinfeger die anstehenden Arbeiten verrichtet“, findet Ralf Bornscheuer. Dafür arbeitet er nach dem neuesten Stand der Technik, denn der Schornsteinfeger steht für moderne und kompetente Dienstleistungen im Gebäudebereich.