Die Inspektion und Wartung von kontrollierten Wohnungslüftungssystemen werden u.a. in der DIN 1946-6 definiert. Jede Verschmutzung in einer Luftleitung führt unweigerlich zu einem höheren Energieverbrauch und kann die Raumluftqualität beeinträchtigen. In zahlreichen internationalen Untersuchungen wurde ein ungenügender Wartungs- und Reinigungszustand an Lüftungsanlagen nachgewiesen. Verschmutzungen in Luftleitungen führen zu einem höheren Reibungswiderstand und entsprechendem Druckabfall in der Lüftungsanlage. Bereits eine Abnahme der Luftwechselrate von 10 % reicht aus, um ein gesundes Raumklima in ein schlechtes zu verwandeln. Darüber hinaus bewirkt der höhere Druckverlust nicht nur einen Leistungsabfall, sondern bei Nachregelung einen höheren Energieverbrauch und verursacht somit höhere Kosten.
Dieses gilt für raumlufttechnische Anlagen in Nichtwohngebäuden genauso wie für Lüftungsanlagen in Wohnbereichen, sowohl in klassischen Mehrfamilienhäusern mit innenliegenden Bädern (Lüftungsanlagen nach DIN 18017), als auch für Einfamilienhäuser, in denen raumlufttechnische Anlagen immer häufiger installiert werden.
Die Richtlinien-Reihe VDI 6022 beschreibt die hygienische Inspektionen und den Reinigungsbedarf in Nichtwohngebäuden (Bürogebäude, Mehrzweckbauten, Industriebauten, ...). Besondere Anforderungen existieren in diesen Gebäuden vor allem auch aus Gründen des Brandschutzes, wie insbesondere bei gewerblichen Küchen. Jährlich kommen derzeit ca. 27.000 zentrale raumlufttechnische Anlagen und ca. 41.000 zentrale Wohnungslüftungsanlagen in Deutschland neu zum Bestand dazu, die irgendwann einmal inspiziert und/oder gereinigt werden müssen.
Prüfverfahren
Um zu überprüfen, ob die raumlufttechnische Anlage in ausreichendem Maße für ein gesundes und behagliches Innenraumklima sorgt, stehen mehrere Methoden zur Verfügung, die sich gegenseitig ergänzen: Zum einen die Bewertung der Raumluftqualität mit Hilfe von Messwerten. Zum anderen die visuelle Inspektion der Leitungen, um Verschmutzungen und Undichtigkeiten aufzuspüren.
Beurteilung der Raumluftqualität
Die Bewertung der Raumluftqualität erfolgt über die Betrachtung von Aspekten, die Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Menschen haben. Das sind Temperatur, Luftfeuchte, CO- und CO2-Gehalt. Diese Werte können gemessen werden. Ein erhöhter CO2-Gehalt in der Raumluft wird bei den Bewohnern zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen führen. Die DIN EN 13779 gibt genaue Werte zum CO2-Gehalt vor, bei denen die Raumluftqualität als gut (bis 800 ppm), mittel (800 bis 1400 ppm) oder schlecht (über 1400 ppm) einzustufen ist. Geeignete Messgeräte (Bild 1) zeigen Temperatur-,Feuchte- und CO2-Werte an und nehmen idealerweise gleichzeitig eine Bewertung der Raumluftqualität gemäß VDI 6022 Teil 3 vor.
Auch Luftverunreinigungen, Gerüche und die subjektive Wahrnehmung des Nutzers spielen eine Rolle. Entscheidend ist zudem die Raumnutzung (z. B. Wohnraum, Küche, Schlafraum, …). Lüftungsanlagen dienen der Sicherstellung einer gleich bleibenden Raumluftqualität. In der VDI 6022 werden Hygienevorgaben an die Lüftungsanlage gestellt. Zum einen muss sie eine physiologisch günstige und hygienisch einwandfreie Innenraumluftqualität sicherstellen. Zum anderen darf von der raumlufttechnischen Anlage (RLT) keine gesundheitliche Gefährdung, Störung der thermischen Behaglichkeit oder Geruchsbelästigung ausgehen. Auch aus diesem Grund ist die Sauberkeit der Rohrleitungen von größter Bedeutung.
Luftführende Oberflächen auf Sauberkeit prüfen
Um die Notwendigkeit einer Reinigung oder den Erfolg nach einer Reinigung festzustellen, bietet sich eine Messung des Sauberkeitsgrades, d. h. der Besenreinheit nach VDI 6022 an. Sehr oft besteht auch der Wunsch einer Zwischenabnahme neu installierter Luftleitungen, bevor der Lüftungsanlagenbauer die Baustelle verlässt.
Die Anforderungen an die Sauberkeit raumlufttechnischer Anlagen werden national in der VDI-Richtlinie 6022 beschrieben. Dabei dient VDI 6022 Blatt 1.3 als Grundlage der Anlagenüberprüfung im Rahmen der Hygiene-Erstinspektion. Hier werden entsprechende Grenzwerte für die Staubkonzentration in g/m² als Beurteilungswert für den Reinigungserfolg benannt. Dazu ist ein komplettes Prüfset erhältlich, und zwar für ein Verfahren in Anlehnung an das normierte JADCA-Verfahren (Japanese Air Duct Cleaners Association). Bei diesem einfachen Verfahren werden mit einer Schablone mehrere Proben von einer Fläche von 100 cm² genommen und auf einer Waage ausgewogen. (Bild 2) Dieses Verfahren weicht lediglich bezüglich der Wägung vom Laborverfahren ab und wird als geeignet für die praktische Anwendung vor Ort und als ausreichend zur Beurteilung der Besenreinheit der RLT-Anlage in VDI 6022 Blatt 1.3 beschrieben. Der große Vorteil dabei ist, dass eine Aussage über den Sauberkeitsgrad direkt ohne Zeitverzug vor Ort getroffen werden kann.
Visuelle Inspektion
Wurden aufgrund schlechter Raumluftqualität und/oder beim oben beschriebenen Testverfahren Mängel an einer Anlage festgestellt, so ist die Anlage zunächst zu reinigen. Hierbei muss beachtet werden, dass Rohrleitungssysteme von Lüftungsanlagen, wie sie schematisch auf dem Bild (Bild 3) dargestellt sind, in der Regel aus einer Hauptleitung und verschiedenen Nebenleitungen bestehen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, vor der Reinigung auf der Grundlage der visuellen Inspektion einen genauen Reinigungsplan aufzustellen. Dadurch können zeitraubende „Überraschungen“ wie nicht vorhersehbare Materialeigenschaften oder Querschnitte vermieden werden. Zu Beginn der Reinigung sollte die Lüftungsanlage also mit einer Inspektionskamera inspiziert werden. Nur durch eine genaue optische Inspektion lassen sich alle Abzweigungen, Bögen, Zwischendecken, etwaige Schadstellen usw. erkennen. So können im Vorfeld Mängel aufgezeigt und Reinigungsmöglichkeiten eruiert werden. Die Inspektion sollte nach der Reinigung wiederholt werden. (Bild 4) Dazu stehen heute digitale Videoinspektionssysteme zur Verfügung, die hochauflösende Bilder in HD-Qualität bieten. Dieses Bildmaterial ist auch zur Kundenakquise, Dokumentation oder für weitere Maßnahmen zu verwenden. Insbesondere kann dem Betreiber das tatsächliche „Innenleben“ seiner Lüftungsanlage, das mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, zusätzlich aufgezeigt werden.
Reinigungsverfahren
Die Art der Reinigung wird auf der Grundlage der visuellen Inspektion sowie unter Berücksichtigung des Materials und der Größe der Lüftungsanlage bestimmt. Folgende Reinigungsverfahren stehen zur Verfügung:
Bürstenreinigung
Das Bürstenreinigungsverfahren kommt bei runden oder flachovalen Rohren (Luftleitungen) und bei leicht festsitzendem Staub zum Einsatz. In diesem Fall kann die Reinigung mit einer Biegewelle, die über eine Akku-Bohrmaschine angetrieben wird, und einem halbrunden aufgeschraubten Stoßbesenkopf erfolgen. Dabei ist es wichtig, dass bei der Auswahl des Reinigungsvorsatzes jeweils die Rohrgeometrie, das Rohrmaterial und die Art der Verschmutzung berücksichtigt werden. So stehen für Flachkanäle besonders kompakte und kleine Streifenbürstenkopfe zur Verfügung (Bild 5).
Für sehr lange Rohrabschnitte mit losem Staub ist eine Haspel mit einem aufgeschraubten Stoßbesenkopf einzusetzen. Je nach Durchmesser und Länge der Rohrabschnitte wird eine entsprechende Glasfaserkunststoff-Stange zum Schieben des Besenkopfes ausgewählt. Sie besteht aus einem sehr festen und dennoch flexiblen Glasfaserkern, der zum Schutz vor scharfen Kanten kunststoffummantelt ist. In älteren Lüftungsanlagen sind unter Umständen Bauteile aus asbesthaltigem Material eingebaut. Da Asbestfasern stark gesundheitsgefährdend sind, muss bei Arbeiten an solchen Anlagen die Gefahrenstoffverordnung beachtet werden. Bei Flächen mit geringer Exposition empfiehlt die TRGS 519, die Flächen während der Reinigung mit einem feinen Wassernebel zu besprühen und somit feucht zu halten, da auf diese Weise die Freisetzung von Asbestfasern ausgeschlossen wird.
Druckluftreinigung
Bei nicht asbesthaltigen Anlagen besteht außerdem die Möglichkeit der Druckluftreinigung. Bei dieser Technik wird der Schmutz in der Lüftungsanlage von den Wandungen der Rohre mithilfe von Druckluft abgeblasen. Runde Rohre mit niedrigen Querschnitten lassen sich leicht mit einem Druckluftschlauch samt angeschlossener Düse reinigen. Die Düse sorgt für die selbstständige Fortbewegung des Reinigungsvorsatzes. Die Blasrichtung des Schmutzes kann sich durch die Auswahl der Düse beeinflussen lassen. Bei sehr langen Leitungen sollte eine Druckluftschlauchtrommel zu Hilfe genommen werden. Damit lässt sich der Druckluftschlauch deutlich verlängern. Diese Methode bietet vor allem Vorteile bei der Reinigung raumlufttechnischer Anlagen in Niedrigenergiehäusern, da die Querschnitte der Anlagen sehr klein und die Anzahl der Reinigungsöffnungen meistens sehr begrenzt sind.
Absaugung
Die Reinigung erfolgt abschnittsweise bei gleichzeitiger Absaugung von Schmutz und Staub. Dazu wird eine Staubfalle verwendet, ein besonders leistungsstarker Sauger mit großen und flexiblen Saugschläuchen. Die Reinigung sollte in der Regel von der Reinigungsöffnung aus in Richtung der Staubfalle erfolgen. Falls nicht genügend Reinigungsöffnungen bestehen, sind für eine einfache und sichere Wartung der Lüftungsleitungen neue Reinigungsöffnungen anzubringen. Dieses Problem tritt häufig bei älteren Lüftungsanlagen auf. Die Staubfalle sollte mit Taschenfeinfiltern betrieben werden, die einen Abscheidegrad von 95 % aufweisen.
Vor jeder Reinigung sind alle Nebenschächte bzw. -rohre z. B. mit Abdichtblasen, Abdichtelementen oder Staubschutzplatten zu verschließen, damit anfallender Staub bzw. Schmutz nicht in andere Räume gelangen kann.
Zum Abschluss aller Arbeiten sind eine visuelle Überprüfung der Luftleitungen sowie eine Messung des Volumenstroms zur Auswertung und Dokumentation durchzuführen. Damit kann dem Kunden der Reinigungserfolg eingehend dokumentiert und dargestellt werden.
Fazit
Aufgabe der raumlufttechnischen Anlage ist es, die Bausubstanz vor Feuchtigkeit zu schützen, Energie einzusparen und ein behagliches und gesundes Innenraumklima zu schaffen. Aufgrund von Verschmutzungen und schlechter Wartung erreichen viele, vor allem ältere Anlagen dieses Ziel nicht, denn häufig reagieren Betreiber auf „schlechte“ Raumluft nur, indem sie die Leistung der Ventilatoren erhöhen. Die Folge ist, dass mehr Energie verbraucht wird, ohne dass sich die Raumluftqualität verbessert. Hier können eine konsequente Überprüfung und eine professionell ausgeführte Reinigung der Anlage Abhilfe schaffen, denn eine verschmutzte Anlage verbraucht unnötig viel Energie und gefährdet zusätzlich die Gesundheit der Bewohner.