Seit 25 Jahren diagnostiziert Dipl.-Ing. Michael Carl Ursachen von Wasser-, Feuchte- und Schimmelschäden. Wenn er ins Haus kommt, gibt es in aller Regel ein Problem. Oft sogar ein großes. Denn Michael Carl ist professioneller Leckageorter. Bei den über 5.000 inspizierten Gebäuden wurde er in 70 bis 80 Prozent der Fälle von Versicherungen beauftragt, um nach Schadensursachen zu suchen. Perspektivisch aber werden sich die Tätigkeitsfelder und die Herausforderungen in den kommenden Jahren deutlich verlagern, ist sich der Bauphysiker sicher: „Früher konnten zum Beispiel die Leckagen an Installationen aufgrund der damaligen Bauweise recht einfach geortet und lokalisiert werden. Der Einsatz der Messverfahren und Messtechnik war insgesamt im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar. Heute ist die Technik rund um Heizung, Sanitär und Lüftung wesentlich komplexer geworden; insbesondere auch aufgrund der energieeffizienten Bauweisen. Entsprechend steigt die Zahl an Mängeln und damit der Bedarf an Spezialisten, die diese Mängel aufdecken und dann natürlich auch beheben sollen. Um diese Anforderungen erfüllen zu können, werden sowohl an den Leckageorter wie an die eingesetzte Messtechnik deutlich höhere Anforderungen gestellt.“
Wer das machen kann und machen wird, ist für Carl dabei ebenso eindeutig: das SHK-Handwerk. „Mit seiner technischen Kompetenz und der Expertise zu den zentralen TGA-Installationen ist es fachlich dafür schon sehr gut qualifiziert“. Und auch das zentrale Handwerkszeug ist, beispielsweise in Form hoch auflösender Video-Inspektionssysteme, dank ständiger Weiterentwicklung, bereits vorhanden.
Flexibilität entscheidend
Dass ohne diese Technik nichts mehr geht, zeigt Dipl.-Ing. Carl am Beispiel einer klassischen Kanalinspektion. Mit wenigen Handgriffen ist das im kompakten Koffer an der Einsatzstelle im Bad gebrachte HD-Videoinspektionssystem betriebsbereit, kann der 40-mm-Kamerakopf an der 30 Meter langen Kamerastange von der im Koffer integrierten Haspel in die Entwässerungsleitung eingeführt werden. Carl: „Unser erstes Ziel muss ja immer die zerstörungsfreie Ursachenforschung sein. Umso wichtiger ist ein möglichst flexibles System, das wir nach der Demontage einer Toilette oder eines Siphons unter dem Waschtisch sofort einsetzen können. Alles andere würde weder von den Betroffenen noch von den in der Kostenpflicht stehenden Versicherungen akzeptiert werden.“
Beim HD-Inspektionssystem „Wöhler VIS 700“ sorgen dafür vor allem der hoch auflösende Farb-Kamerakopf und der handliche 7“-Monitor: Während bei anderen Systemen die Kamera in der Entwässerungsleitung oder im Lüftungskanal vergleichsweise starr geradeaus schaut, kann sie hier per Joystick nahezu beliebig ausgerichtet und im rechten Winkel sogar um 360° gedreht werden. Für Dipl.-Ing. Michael Carl die optimalen Voraussetzungen, um beispielsweise die Übergänge von Muffen rundum millimetergenau zu überprüfen: „In Kombination mit den integrierten 10 LEDs zur taghellen Ausleuchtung des Entwässerungsrohres und des motorisch ebenfalls frei wählbaren Kamerafokus bekomme ich so einen lückenlosen Eindruck, ob die Muffe fachgerecht montiert ist oder die Dichtung überall noch korrekt sitzt.“
Genauso einfach sind aber auch in Industrieanlagen die Schweißnähte von Druckluftleitungen zu prüfen oder in medienführenden Installationen die Dichtheit von T-Stücken oder anderen Abgängen. Carl: „Diese Variabilität in der Anwendung macht viel von dem Reiz des Wöhler-Systems aus. Denn damit findet es in der klassischen Leckageortung genauso seine Einsatzmöglichkeiten wie in der Qualitätssicherung von Industrieanlagen. Oder ich setze es in gesundheitlich relevanten Bereichen ein, bei der Inspektion von Lüftungsanlagen, wo wir mit dem Videoinspektionssystem `Wöhler VIS 700´ selbst aus weit verzweigten Flachkanälen belastbare Bildaufnahmen liefern können.“
Dokumentation integriert
Diese Bildaufnahmen im kamerainternen Speicher oder auf einem USB-Stick aufgezeichnet, per integriertem WLAN auf ein Smartphone oder Tablet übertragen oder mit dem USB-Stick auf dem PC abgelegt. Der eingeblendete, künstliche Horizont gibt dabei eine wertvolle Orientierung über die Lage des Kamerakopfes im Rohr und damit die Möglichkeit zur präzisen Bestimmung der Schadstelle. „Die kann dann genauso minimalinvasiv geöffnet und repariert werden“, unterstreicht Dipl.-Ing. Carl die hohe Bedeutung der präzisen Ortsbestimmung: „Das funktioniert im Übrigen sogar bei Grundleitungen, da in den Kamerakopf ein Sender integriert ist.“ Über den optional erhältlichen „Wöhler L 200 Locator“, der wie ein Metalldetektor bedient wird, lässt sich dadurch die Position des Kopfes an der Schadstelle im Rohr zentimetergenau bestimmen.
Die Video- oder Fotoaufnahmen selbst hinterlegt Carl häufig mit einer zusätzlichen Tonspur oder einer schriftlichen Anmerkung: „Das hilft später bei der genauen Beschreibung, beispielsweise für das Gutachten. Oder ich nutze die Notizen als Gedankenstütze, wenn ich mögliche Ursachen für den Schaden aufführen soll.“
Wie vielfältig diese Ursachen für eine mögliche Leckage sein können, wird beim Vor-Ort-Termin schnell deutlich: In der Entwässerungsleitung des Wohnhauses wurde an einer Stelle auf direktem Wege eine kreuzende Rohrleitung durch die Wandung des KG-Rohres geführt (noch dicht!), an einer anderen Stelle ist die Dichtung einer Muffe teilweise abgeschert (auch noch dicht, weil oben liegend), und ein paar Meter weiter – zeigt die digitale Maßangabe auf dem Bildschirm – ist seinerzeit ein Reduzierstück falsch eingebaut worden. Warum, weiß keiner so wirklich – aber für Carl ist klar: „Das wird über kurz oder lang zu Problemen führen. Durch die Videoinspektion weiß der Bauherr aber um das Risiko und kann es vielleicht sogar schon präventiv im Rahmen einer anderen Tiefbaumaßnahme mit beheben.“
Zusammenhänge erkennen
Die technische Leistungsfähigkeit des Videoinspektionssystems und die damit verbundenen Möglichkeiten sind für Carl aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Interpretation von Schadensfeststellungen, Schadensursachen und – daraus abgeleitet – deren Behebung: „Wenn irgendwo Feuchtigkeit auftritt oder Schimmel, dann ist mit herkömmlicher Denk- und Vorgehensweise reflexartig eine vermeintliche Beziehung zwischen Ursache und Wirkung hergestellt. Häufig lautet dann die Diagnose `Hier ist die Wand schwarz oder der Putz nass, da ist in der Wand eine Trinkwasserleitung – also gibt es eine Wechselbeziehung, eine Leckage im Rohr´. Mit der minimalinvasiven HD-Videotechnologie der `Wöhler VIS 700´ können wir aber ohne großen Aufwand nachweisen, dass die Ursachen häufig ganz andere sind; im genannten Beispiel das Wasser vielleicht über einen Riss im Mauerwerk von außen eindringt oder – bei Schimmel – ein Wärmebrücken- oder Lüftungsproblem ursächlich ist.“
Dipl.-Ing. Michael Carl gibt sein über zwei Jahrzehnte als Bauphysiker, Thermographiesachverständiger und Leckageorter erworbenes Fachwissen daher mittlerweile auch in entsprechenden Seminaren an das SHK-Handwerk weiter: „Gerade bei den immer dichter werdenden Gebäudehüllen und der immer komplexeren Technik muss die Kompetenz zu den physikalische Wechselwirkungen zwischen den Systemen konsequent auf- und ausgebaut werden.“ Der Hintergrund: Kommt es, aus welchen Ursachen auch immer, aufgrund von Mängeln an der TGA zu Gebäudeschäden, ziehen die mittlerweile zwangsläufig deutlich höhere Kosten für die Behebung nach sich. Zudem sind die gesundheitlichen Auswirkungen weiterreichender als in der Vergangenheit. Carl: „Ein typisches Beispiel dafür sind über die KWL-Anlage in alle Räume verteilte Sporen. Oder der thermische Wärmeübergang von Warm- auf Kaltwasserinstallationen in der Vorwand, der zum Legionellenwachstum führt. Hier die Ursachen aufzudecken, setzt fast schon zwingend die Kompetenz aus Fachwissen und entsprechenden Tools wie eben den hoch flexiblen, leistungsstarken HD-Videoinspektionssystemen voraus.“
Denn damit, zeigt Carl, kann man sogar dem thermischen Problem in der Vorwand zu Leibe rücken, durch ein im Durchmesser nur wenig Zentimeter messendes Loch in der Vorwandbeplankung unterhalb des Waschtisches …
Das HD-Videoinspektionssystem Wöhler VIS 700
Das hoch auflösende, digitale HD-Videoinspektionssystem „Wöhler VIS 700“ zeichnet sich durch den leistungsstarken Kamerakopf mit seinem hoch auflösenden Sensor aus. In Verbindung mit der manuell steuerbaren Fokus-Funktion ist es möglich, einzelne Rohrbereiche absolut präzise scharf zu stellen und so deutlich zu vergrößern. Das vereinfacht die Schadensanalyse. Die gesamte Bedienung erfolgt intuitiv über einen Joystick und/oder den ebenfalls hoch auflösenden 7“-Touchscreen.
Der Kamerakopf mit Ø 40 mm ist um 360° drehbar und um 180° schwenkbar. Er ist wasserdicht nach IP 67. Die Abdeckung des Kamerakopfes aus transparentem Hartkunststoff ist auswechselbar; drei Ersatzgläser sind im Lieferumfang enthalten.
Video- und Einzelbildaufnahmen der Untersuchungen sind ebenso möglich wie Tonaufnahmen dazu oder schriftliche Kommentare. Die Dokumentation erfolgt auf einem USB-Stick. Der Monitor, der Kamerakopf und die 30 m-Kamerastange aus flexiblem GFK werden einsatzfertig in einem robusten Hartschalenkoffer geliefert. Zur einfachen Reinigung kann die Haspel entnommen und inklusive Kamerastange und –kopf einfach unter fließendem Wasser gereinigt werden.